Behinderungsgerechte Eingabehilfen sind Hilfsmittel, die eine erleichterte Bedienung auf einer grafischen Oberfläche ermöglichen. Üblicherweise sind behindertengerechte Eingabehilfen Bestandteil der Computersoftware, z. B. die Bildschirmlupe oder die Bildschirmtastatur. Reichen diese Hilfen auf Grund der Behinderung nicht aus, kommen Hilfsmittel im Sinne dieser Produktart zum Einsatz. Diese Produkte werden standardmäßig über eine USB-Schnittstelle mit dem anzu-steuernden Gerät verbunden. Sie haben die Aufgabe, die Mausanzeige zu steuern. Die Stromversorgung erfolgt drahtgebunden über die USB-Verbindung oder bei drahtlosen Produkten mit Batterie bzw. Akkumulator.
Behinderungsgerechte Eingabehilfen stehen in folgenden Bauformen zur Verfügung:
Maus/Touchpad
Die Mauszeigersteuerung nach dem bekannten Mausprinzip stellt erhöhte Anforderungen an die Versicherte oder den Versicherten. Jede Bewegung der Maus wird in eine Zeigerbewegung umgesetzt. Die Ausfilterung ungewollter Bewegungen gestaltet sich sehr schwierig.
Bei progredient verlaufenden Erkrankungen wird deshalb die „klassische“ Maus sehr früh durch eine behinderungsgerechte Eingabehilfe ersetzt.
Computer bieten hier als einfachste Möglichkeit die Konfiguration des Ziffernblockes als Tastenmaus, auch wenn damit zuerst nur der Doppelklick über die Taste 5 erzeugt werden soll.
Sind differenzierte Bewegungsmöglichkeiten eines Fingers vorhanden, kann die Maus durch eine Sensorfläche (Touchpad) ersetzt werden, die keine zielgerichteten Bewegungen der Hand selbst erfordert.
Der Arm kann zur Vermeidung ungewollter Bewegungen durch Auflegen auf die Arbeitsfläche stabilisiert werden.
Trackball
Der Trackball wurde nach dem frühen Funktionsprinzip der Maus mit Kugel entwickelt. Beim Trackball wird die Kugel nicht durch Gehäusebewegungen auf der Arbeitsfläche betätigt. Die Kugel ist im oberen Teil des feststehenden Grundgehäuses gelagert und wird mit der Hand (Finger, Handinnenfläche, Handrücken etc.) bewegt.
Arm und Hand werden auf der Arbeitsfläche bzw. auf teilweise vorhandenen, ins Gehäuse integrierten Handauflagen positioniert. Bewegungen des Armes sind zur Maussteuerung nicht erforderlich.
Bei Hilfsmitteln mit einer großen schwergängigen Kugel werden ungewollte Bewegungen durch das Gewicht der Kugel ausgebremst.
Joystick
Die Bedienung dieser Produkte erfolgt in der Regel über einen senkrecht stehenden Greifstab, der mit der Hand in die gewünschten Richtungen verstellt wird. Sonderformen sind für eine Mundbedienung geeignet.
Die Auswertung der Joystick-Bewegungen erfolgt nach zwei prinzipiellen Verfahren, die unterschiedliche Anforderungen an die Nutzer stellen: entweder „digital“ (es stehen nur die Richtungen senkrecht, waagerecht und diagonal zur Verfügung) oder „analog“ (alle Zwischenwerte können - wie bei der Maus – erreicht werden). Die digitale Auswertung erlaubt das Vermeiden unsicherer und ungewollter Bewegungen.
Anpassungsmöglichkeiten sind gegeben über:
- Auswahl der Bauform, vorrangig der Form des Bedienteils (Greifstab vergrößert; mit Vorrichtung für die Aufnahme der Hand, etc.)
- Einstellbare Zeigergeschwindigkeit (z. B. Steigerung nach langsamem Start)
Komplexe Joystick-Versionen bieten eine umfangreiche Auswerteelektronik und Software zur Ausfilterung ungewollter Bewegungen (z. B. Wergen-Steuerung), sodass der Mauszeiger auch bei sehr unkontrollierten Bewegungen gezielt gesteuert werden kann.
Tastenmaus
Bewegungen des Mauszeigers werden über Tastenbetätigungen ausgelöst. Es stehen bis zu 8 Richtungstasten (senkrecht, waagerecht und diagonal) zur Verfügung. Zusätzlich zu den zwei Standardtasten einer Maus werden Tasten für die Funktionen „Doppelklick“ und „Halten und Ziehen“ zur Verfügung gestellt.
Die Bedienung selbst erfolgt (analog zur Tastaturbedienung) mit dem Finger. Bei Tastenmäusen mit leichtgängigen Tasten (vorrangig in kleiner Bauform) ist die Bedienung mit einem Mundstab möglich.
Anpassungsmöglichkeiten sind gegeben über:
- Auswahl der Bauform (kleine Handmaus für Ein-Finger-Bedienung; größere Ausführung mit Fingerführraster etc.)
- Anordnung der Tasten
- Einstellbare Ansprechzeiten
- Einstellbare Zeigergeschwindigkeit (z. B. Steigerung nach langsamem Start)
- Positionierung (abhängig von Bauform)
Kopfsteuerung
Für die Auswertung differenzierter Kopfbewegungen zur Steuerung des Mauszeigers stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung, wie beispielsweise die Auswertung von Bildern einer Videokamera, von reflektiertem Infrarotlicht oder von Bewegungen und Beschleunigungen mit einem Bauelement, wie es auch in Tablets und Smartphones verwendet wird.
Das Gerät, das nach dem Reflexionsprinzip arbeitet, wird oberhalb des Bildschirmes montiert, von wo aus es ein Infrarotlicht sendet, das wiederum von einer kleinen reflektierenden Marke zurückgeworfen und im Gerät ausgewertet wird. Die reflektierende Marke kann z. B. direkt auf Nase oder Stirn oder auf ein Brillengestell geklebt werden.
Die Aktivierung des ausgewählten Bildschirmobjektes kann durch Verweilen auf dem Objekt oder durch Verwendung einer externen Taste erfolgen. Das Gerät wird über USB angeschlossen und mit Strom versorgt.
Hilfsmittel, die Geschwindigkeit, Richtung und Beschleunigung von Bewegungen erfassen können, tauschen die Informationen mit dem angesteuerten Gerät (Computer, Kommunikationshilfsmittel) über Funk aus.
Die Anwendung ist nicht auf die Erfassung von Kopfbewegungen beschränkt, der Reflexionspunkt oder das Element mit dem Bewegungssensor kann auch die Bewegungen anderer Körperteile erfassen, in dem er/es dort angebracht wird.
Die Hilfsmittel eignen sich für einen leihweisen Einsatz.