Bei einem PUR-Liner handelt es sich um einen geschlossenen, leicht komprimierenden Mantel zwischen Stumpf und Prothesenschaft, der separat vom Außenschaft angezogen bzw. über den Stumpf gerollt wird.
Durch die hohe Haftreibung auf der Haut und ein individuell geeignetes Befestigungssystem des Liners mit der Prothese ergibt sich eine sichere Prothesenfixierung und je nach Art und Ausführung zusätzlich eine Abpolsterungs- und/oder Weichteilausgleichs-Funktion.
Die Auswahl eines Liners hinsichtlich Art und Ausführung richtet sich generell nach den benötigten Funktionseigenschaften in Abhängigkeit von den individuellen Befunden und persönlichen Kontextfaktoren.
Liner aus PUR (Polyurethan) bieten neben der Haftung und sehr guten Reduktion der wirkenden Scherkräfte zwischen Schaft und Haut zusätzlich, in Abhängigkeit von Art und Ausführung, eine gute Abpolsterungs- und/oder Weichteilausgleichs-Funktion.
Das System arbeitet grundsätzlich nach dem Prinzip der hydrostatischen Lastübertragung, die Haftung/Fixierung des Schaftsystems wird in der Regel über (aktive) Unterdruck-Technik (mittels mechanischer oder elektronischer Pumpe) ermöglicht.
Im Vergleich zu Silikon-Linern zeichnen sich die PUR-Liner durch erhöhte Dehnungseigenschaften sowie eine gelartige Fließeigenschaft des Materials aus und eignen sich aufgrund ihrer polsternden Eigenschaften besonders für knöcherne und wenig weichteilgedeckte bzw. drucksensible Stümpfe.
Knöcherne Prominenzen werden flächig „umspült“ und so vermehrt abgepolstert, gleichzeitig sind PUR-Liner aber auch anfällig gegen mechanische Belastungen und Absonderungen des menschlichen Körpers, was zu Verfärbungen und/oder Geruchsbelästigung führen kann.
Die tägliche Reinigung gemäß Herstellerempfehlung bei der Verwendung von PUR-Linern ist erforderlich.
Code:
24.79.04.2000
Codesystem:
http://metadata.gerontonet.org/namingsystem/hilfsmittelnummer
Online Status
nicht besetzt
Indikation
Bei prothetischer Versorgung nach Amputation im (Oberschenkel-, Knie-) oder Unterschenkel-Bereich, geeignet für Modular- und (Schalen-)Bauweise, uni- und bilaterale Versorgung, Mobilitätsklasse 1-4 (entsprechend der Produktauswahl, Unterdruck-Technik (Cushion)
PUR-Liner sind z. B. indiziert bei (besonders) empfindlichen bzw. atrophen Stümpfen und/oder zum Weichteilausgleich bei unregelmäßigen Hautstrukturen, wie Narbeneinzügen, bei systemischen Erkrankungen mit Schädigungen der Haut oder Störungen der Sensibilität.
Die Lineranwendung erfolgt mobilitäts- und teilhabeorientiert für aktive oder niedrig aktive (z. B. geriatrische) Versicherte, denen beispielsweise das selbstständige Anlegen der Prothese, unter Umständen auch im Sitzen, erleichtert werden kann.
Liner können auch zur Vorkompression der Weichteile bei Adipositas und/oder zur Einfassung „überstehender Weichteile“ erforderlich sein.
Die Liner-Maßfertigung ist zu begründen und immer dann angezeigt, wenn nach entsprechender schädigungsbezogener Prüfung ein konfektionierter Liner nicht zweckmäßig ist, wie z. B. bei Fehlbildungen oder extremen Stumpfformen bzw. –umfängen; sie erfolgt auf Basis einer dreidimensionalen Formerfassung.
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Versorgungsbereich gemäß Empfehlungen nach § 126 SGB V: 24 A/B